Bevor Petrus Wettergott wurde muss er ein Radrennfahrer gewesen
sein. Und er ist sicher auf einer Freiluftbahn gefahren. Auch
war er garantiert ein Steher.
Anders ist nicht zu erklären, dass nach einer wettermäßig völlig
verkorksten Woche mit Regen bis zum Freitag Nachmittag und
daraus resultierenden argen Bedenken ob der Durchführung des
Steherrennens, am Sonnabend früh ein strahlend blauer Himmel
überraschte. Schon am Freitag wurden die Organisatoren angenehm
überrascht: Das angekündigte Abschiedsrennen für Oliver
Vrchoticky (A) stand auf dem Wetterprüfstand. Bis weit nach
Mittag regnete es, doch am Nachmittag hörte der Regen auf. Der
kräftige Wind pustete die Bahn trocken und so konnte das
Abschiedsrennen gestartet werden.
Namhafte Steher ließen es sich nicht nehmen für „Olli“ in den
Sattel zu steigen. Sogar der Weltmeister Carsten Podlesch, er
hatte ja seine aktive Laufbahn schon beendet, setzte sich noch
einmal auf das Rad. Der frisch gekürte Europameister Giuseppe
Atzeni (CH) und sein Mannschaftskamerad Peter Jörg (CH) reisten
extra einen Tag eher an um „Olli“ ihre Reverenz zu erweisen. Jan
Eric Schwarzer und Marcel Möbus und sogar der Sprecher Frank
Schneider traten ebenfalls in die Pedalen. Trotz der Kälte und
des ungemütlichen Wetters hatten sich erstaunlich viele
Zuschauer auf der Bahn eingefunden, durch die Bank weg absolute
Insider. Sogar aus Holland war ein Ehepaar extra zu diesem
Rennen angereist und fuhren, da berufliche Verpflichtungen
anstanden, nach der gemeinsamen Feier wieder nach Hause. Fahrer
und Zuschauer dankten Oliver Vrchoticky für seine aktive Zeit
und wünschten ihm weiterhin alles Gute.
Bemerkenswert: Nach dem Rennen regnete es wieder.
So erstrahlte die von den vielen fleißigen Helfern wieder
bestens präparierte Heidenauer Radrennbahn am Sonnabend
Vormittag für die Freizeitsportler im grellen Sonnenlicht. Sie
konnten auf der Bahn trainieren und anschließend ab 11.00 Uhr
auf Rundenrekordjagd gehen.
Zu dieser Zeit bewegte sich die Lufttemperatur schon im äußerst
angenehmen Bereich und alle Bedenken wegen des Wetters waren
verflogen. Zu Rennbeginn war auch das Sportmobil unseres
Kreissportbundes einsatzbereit und bot den Kindern allerlei
sportliche Betätigungsmöglichkeiten.
Sprecher Frank Schneider stellte pünktlich 13.00 Uhr die
namhafte Konkurrenz für die Europameisterschaftsrevanche vor:
Europameister Giuseppe Atzeni (CH/ITA), Vizeeuropameister Mario
Vonhof (D), den 3. der EM Peter Jörg (CH), den 4. der EM Jan
Eric Schwarzer (D), den 5. der EM Marcel Möbus (D) und die
beiden Heidenauer Daniel Kaiser und Dirk Wettengel.
Dann rief er zum 1. Lauf. Der gehörte zunächst den beiden
Heidenauern. Von der Spitze weg behaupteten sie lange die
Führung, ehe dann die Konkurrenz ernst machte. Aber selbst dabei
hielten sie gut mit, mussten sich aber am Ende doch geschlagen
geben. Der Europameister Giuseppe Atzeni zeigte deutlich,
weshalb er den Titel errungen hatte. Seinem Tempo in der
Schlussphase konnte nur noch sein Landsmann Peter Jörg folgen.
Mario Vonhof erhielt sich mit dem Platz 4 alle Chancen.
Das Programm bot danach eine große Vielfalt. Zunächst stellte
die Abteilung Radsport ihre Nachwuchsfahrer und deren Erfolge
vor. Mittlerweile gibt es in der jüngsten Gruppe neben den
Jungen immerhin 6 Mädchen. Das lässt für die Zukunft hoffen.
Beim anschließenden Abschlussrennen im DSC-Cup, einem
Punktefahren, das über mehrere Monate lief, sammelten die Fahrer
letztmalig Punkte. Anschließend wurde vor der nunmehr auf knapp
1000 Zuschauer angewachsenen Fangemeinde Oliver Vchroticky mit
einem Ehrengeschenk und einem Radsportkalender des SSV Heidenau
verabschiedet. Mit bewegten Worten dankte Olli den
Sportkameraden und Zuschauern.
Dann schwangen sich die Schrittmacher und Fahrer zum 2. Lauf in
den Sattel. Um noch etwas in der Gesamtwertung bestellen zu
können musste Jan Eric Schwarzer (5. des ersten Laufes) ganz
vorn ankommen. Deshalb suchte er sein Heil auch in der Flucht,
legte ein mörderisches Tempo vor und führte das Feld souverän
an. Das erkannten die beiden Schweizer und zeigten eine
taktische Meisterleistung. Der am Ende des Feldes fahrende
Atzeni ließ sich weiter zurückfallen und bremste so den
Deutschen. Das ermöglichte seinem Mannschaftskameraden Peter
Jörg wieder an die Spitze heranzufahren. Als das geschehen war
beschleunigte Atzeni wieder und fuhr mit einem fulminanten
Zwischenspurt die Runde wieder heraus und sogar am ganzen Feld
vorbei mit an die Spitze. Doch Schwarzer ließ ihn nicht vorbei.
Der Zweikampf tobte lange, einmal gelang es Atzeni sogar
Schwarzer zu überholen, doch der fackelte nicht lange und
konterte. Alle weiteren Attacken wehrte er ab und behauptete die
Spitze bis zum Schluss. Mario Vonhof, der sich aus dem Gerangel
klug herausgehalten hatte und auf der Lauer lag, konnte im
Endspurt Atzeni (4. Platz) niederringen und den Schweizer Peter
Jörg noch auf Platz 3 verweisen. Die beiden Heidenauer Daniel
Kaiser und Dirk Wettengel und der Forster Macel Möbus fuhren
beherzt mit, konnten aber den Ausgang des Laufes nicht mehr
beeinflussen.
Nach der Siegerehrung für die DSC-Cup-Gesamtwertung sorgten dann
die Sportler der Showgruppe des Kreissportbundes Dresden mit
ihren Darbietungen unter dem Motto „Rund um´s Rad“ für große
Stimmung beim Publikum. Kleine und große Sportlerinnen und
Sportler zeigten beim Rhönradfahren, beim Einradfahren und
Kunstradfahren ihr Können.
Den Höhepunkt bildete der Auftritt der Mädchen der
Artistenschule mit den Reifen. Die Mädchen in ihren entzückenden
Kostümen waren ein Augenschmaus! Was sie dann noch an
sportlichen Leistungen mit den Reifen boten war vom
Allerfeinsten! Das riss die Zuschauer regelrecht von den Sitzen.
Danach kam die Spannung wieder zurück, denn der 3. Lauf stand
an. 3 Fahrer waren mit je 5 Punkten punktgleich: Atzeni, Jörg
und Vonhof. Auch Schwarzer mit 6 Punkten konnte noch gewinnen.
Klar war, wer den Herbstpreis gewinnen wollte musste im 3. Lauf
1. werden.
Zwischen den 4 Favoriten entwickelte sich ein überaus spannendes
Rennen. Laufende Führungswechsel und zahllose Zweikämpfe ließen
die Zuschauerherzen höher schlagen. Auch im 3. Lauf war das
Tempo sehr hoch. In der Mitte des Rennens hatte Marcel Möbus die
Spitze erobert und wollte sie um keinen Preis hergeben. Sein
Schrittmacher Helmut Baur, ein international überaus erfahrener
Mann, machte die Trickkiste auf und verblüffte nicht nur die
Zuschauer: Jedesmal, wenn ein Verfolger zum Überholen ansetzte
erhob er sich aus dem Sattel und vergrößerte damit erheblich
seinen Windschatten, was seinem Steher Marcel Möbus ermöglichte,
wesentlich schneller zu fahren. Das funktionierte allerdings
nicht mehr, als die Favoriten ernst machten und ihre
Schrittmacher anwiesen, den Gasgriff energisch aufzudrehen.
Marcel Möbus musste sich danach geschlagen geben und noch einen
Rundenverlust hinnehmen. Auch Daniel Kaiser und Dirk Wettengel
erlitten bei der Hatz der europäischen Spitze Rundenverluste.
Atzeni, Jörg und Vonhof gestalteten die letzten 20 Runden zu
einem Krimi. Erst war es Atzeni, der die Spitze behauptete und
keinen vorbeiließ. Dann war es Jörg, der versuchte von vorn zu
fahren. 10 Runden vor Schluss pirschte sich dann Vonhof nach
vorn. Doch Jörg hielt dagegen. Die letzten 3 Runden fuhren sie
mit vollem Tempo nebeneinander her, Jörg auf dem kurzen Weg
innen, Vonhof auf dem weiteren Weg außen, und erst auf den
allerletzten Metern konnte Vonhof einen knappen Vorsprung ins
Ziel retten.
Beim Herbstpreis der Steher 2009 in Heidenau gelang dem
Vizeeuropameister Mario Vonhof die Revanche. Er gewann vor dem
EM-Dritten Peter Jörg und dem Europameister Giuseppe Atzeni.
Schwarzer hatte sich verausgabt und noch eine Runde verloren. Es
reichte aber zum 4. Platz. 5. wurde Marcel Möbus, 6. Dirk
Wettengel und 7. Daniel Kaiser.
Ein herrlicher, spannender und vor allem denkwürdiger Renntag
ging zu Ende. Denkwürdig deshalb, weil unmittelbar nach dem
Rennen die Bautätigkeit für das neue Radsportgebäude beginnen
wird. Die Zuschauer werden zu den nächsten Rennen dort, wo die
Radsportbaracke stand, eine Baustelle vorfinden. Die Rennen
finden 2010 selbstverständlich trotz Baustelle statt.
SSV Heidenau