Die Organisatoren und Helfer hatten bei der Vorbereitung des Herbstrennens wieder ganze Arbeit geleistet. Die Radrennbahn Heidenau präsentierte sich in allerbester Verfassung und bot für das erwartungsvolle Auge der Radsportfans beste Ansichten.

Knapp 1000
Zuschauer kamen bei versprochenem guten Wetter an die Bahn. Die
Sonne ließ sich dann doch ein wenig bitten, aber wenigstens
blieb der Regen fern. Die nicht ganz so sommerlichen
Temperaturen kamen den Stehern nicht ungelegen. Auch die
Zuschauer sollten damit keinesfalls ein Problem haben, denn die
Dramaturgie des Rennens sorgte bei ihnen für ausreichende
Erwärmung.
Doch der Reihe nach. Zunächst jagte eine Hiobsbotschaft die
andere:
- Der Italiener Giuseppe Atzeni vermeldete aus dem Krankenhaus
seinen Beckenbruch und bedauerte ausdrücklich nicht in Heidenau
starten zu können.
- Marc Altmann musste auf ärztliches Anraten von heut auf morgen
seine aktive Laufbahn beenden.
- Den Forster Marcel Möbus plagte eine Grippe,
- der Leipziger Timo Scholz hatte Verpflichtungen im Ausland
- und der Heidenauer Dirk Hauschild muss zur Zeit aus
gesundheitlichen Gründen kurz treten.
So war es nicht möglich die Mannschaften für den geplanten und
angekündigten „Cup der Bundesländer“ zu komplettieren. Also
wurde ein klassisches Steherrennen organisiert.
Doch auch dabei gab es noch eine Absage:
Auch der Holländer Tim van der Zanden verlor zum ungünstigsten
Zeitpunkt den Kampf mit einem Virus. Dafür sprang der
sympathische Tscheche Richard Faltus ein.
Das Rennen war mit dem Deutschen Meister Jan-Eric Schwarzer, dem
Vizemeister Mario Vonhof, dem Schweizer Meister Reto Frey und
dem erfolgreichsten deutschen Steher Carsten Podlesch sowie
weiteren Finalteilnehmern der Deutschen Meisterschaft
ausgezeichnet besetzt.

Im Vorfeld hatte Carsten Podlesch seinen
Rücktritt vom aktiven Stehersport bekannt
gegeben. Er fuhr sein letztes Freiluftrennen in
Heidenau. Nach der Winterbahnsaison beendet er
seine Steherlaufbahn. Carsten Podlesch ist schon
fast ein Einheimischer geworden, denn in den
90er Jahren hat er sich bereits große Duelle mit
Jens Wettengel und Ralf Keller geliefert. Seit
dem Neubau der Bahn hat er jedes Rennen in
Heidenau mit gefahren und trotz hervorragender
Leistungen noch nie gewonnen. Im Interview vor
dem Rennen zeigte er sich fest entschlossen das
beim Herbstpreis zu ändern.
Schon in den Vorläufen gab es verbissene
Positionskämpfe, denn jeder wollte unter die
ersten drei, um sich einen Platz im Finale zu
sichern. Da hatte es Carsten Podlesch schwer,
sicherte sich aber mit einer beherzten Fahrweise
einen Finalplatz. Der Heidenauer Daniel Kaiser
gab sich alle Mühe den Verfolgern zu entkommen,
wurde aber zum Ende seines Vorlaufes von den
Favoriten überholt.


So ergab sich eine interessante Konstellation
für das große Finale.
In den Pausen wurden die Zuschauer mit Livemusik
von der Gruppe „Formant“ und der Sängerin Elisa
Fischer trefflich unterhalten. Vor dem kleinen
Finale wurde das letzte Punktefahren des
DSC-Cups für Junioren und Männer ausgetragen.
Bei diesem kurzweiligen Wettbewerb erlebten die
Zuschauer die Nachwuchstalente der Region in
voller Aktion.
Das anschließende kleine Finale wurde wesentlich
vom Lokalmatadoren Daniel Kaiser bestimmt. Immer
wieder schaltete er sich in den Kampf um den
Spitzenplatz ein. Das begeisterte Publikum trieb
ihn förmlich nach vorn. Mit wenigen Zentimetern
Rückstand musste er sich nach 20 km nur Ralph
Matecki knapp geschlagen geben.
Das große Finale bestritten der amtierende
Deutsche Meister Jan-Eric Schwarzer, Altmeister
Carsten Podlesch, der Schweizer Meister Reto
Frey, der Deutsche Vizemeister Mario Vonhof, der
junge Christoph Bräuer und der Tscheche Richard
Faltus. Carsten Podlesch ließ von Beginn an
seine Siegesambitionen erkennen. Wenn er in
früheren Rennen lange hinter dem Feld her fuhr
um es dann von hinten aufzurollen, so fuhr er
hier von Anfang an in der Spitze mit. Seine
Widersacher waren auf der Hut und ließen ihm
keine Ruhe. Abwechselnd starteten sie ihre
Attacken. Doch mit großen Anstrengungen und
getragen durch die Welle der Begeisterung seiner
Fans behauptete er einen aussichtsreichen Platz
im Vorderfeld.
Den Zuschauern stockte der Atem als alle 6
Gespanne beim Kampf um die beste Position so
dicht auffuhren, dass man ein Lasso um sie hätte
werfen können. Zu dritt, ja fast zu viert bei
einem so hohen Tempo nebeneinander herzufahren
erfordert von Schrittmachern und Fahrern eiserne
Nerven und eine ausgefeilte Steuerkunst. Die
Zuschauer waren begeistert. In der Schlussphase
wurde verbissen um jeden Zentimeter gekämpft.
Beim Überholversuch wurde rundenlang gegen
gehalten, erneut Anlauf genommen, dann doch
überholt und wieder gekontert. Viele Zuschauer
sprangen vor Begeisterung von ihren Sitzen auf
und als Carsten Podlesch sich anschickte
eingangs der letzten Runde die Spitze zu erobern
hielt es keinen mehr auf seinem Stuhl. Ein
Jubelschrei löste sich aus tausend Kehlen als
Carsten Podlesch hinter Schrittmacher Wilfried
Kluge mit knappem Vorsprung die Ziellinie
überfuhr.

So wie sie ihn kannten verabschiedete er sich von den
Heidenauern, kämpferisch und zielstrebig.
Den zweiten Platz belegte Jan-Eric Schwarzer hinter Christian
Dippel. Dritter wurde Mario Vonhof hinter Dieter Durst. Der
Schweizer Reto Frey hinter Schrittmacher René Kluge belegte
Platz 4. Nach ihm kam Christoph Bräuer hinter Lutz Weiß ein und
Platz 6 belegte der sympathische Tscheche Richard Faltus mit
Schrittmacher Gerd Gessler, die beide lange Zeit das
Renngeschehen an der Spitze bestimmt hatten.

Viele Emotionen wurden nach der anschließenden Siegerehrung, die
der Heidenauer Bürgermeister Michael Jacobs vornahm, frei, als
Sprecher Frank Schneider die richtigen Worte zur Verabschiedung
von Carsten Podlesch fand.
Ein großer Sportler beendete eine große Karriere!
2-mal Weltmeister,
3-mal Europameister und
12-mal Deutscher Meister bei den Stehern,
welch eine Bilanz! Damit ist Carsten Podlesch der erfolgreichste
Steher aller Zeiten. Beim Abschied des sympathischen Sportlers
hatten viele Zuschauer ein Taschentuch in der Hand.

Aber Carsten Podlesch hat versprochen der Heidenauer Bahn die
Treue zu halten und wieder zu kommen. Im Namen der Heidenauer
Radsportgemeinde überreichte Bürgermeister Michael Jacobs und
der Vereinsvorsitzende Frank Müller ihm Erinnerungsgeschenke,
auch als Dank für seinen Beitrag zur Popularisierung des
Stehersportes auf der Radrennbahn in Heidenau. Diese schöne
Radsportveranstaltung mit großen emotionalen Momenten beendete
die Saison 2007.
Im Jahre 2008 heißt es dann: Auf ein Neues!
Müller SSV Heidenau e. V. zurück
Ergebnisse des Rennens über 25Km (großes Finale):
Platz | Steher | Schrittmacher |
1 | Carsten Podlesch | Wilfried Kluge |
2 | Jan-Eric Schwarzer | Christian Dippel |
3 | Mario Vonhof | Dieter Durst |
4 | Reto Frey | René Kluge |
5 | Christoph Bräuer | Lutz Weiß |
6 | Richard Faltus | Gerd Gessler |
Ergebnisse des Rennens über 20Km (kleines Finale):
Platz | Steher | Schrittmacher |
1 | Ralph Matecky | Christian Dippel |
2 | Daniel Kaiser | Heinz Spielmann |
3 | Andreas Hildebrand | Gerd Gessler |
4 | Ronny Freisesleben | Lutz Weiß |
5 | Oliver Vrchoticky | Wilfried Kluge |
6 | Patrick Wolfrum | René Kluge |